Donnerstag, 11. Oktober 2012

Wissenschaft, die Wissen schafft

Die Qual ist vorüber, 5 Hausarbeiten sind geschrieben, erholt habe ich mich auch aus meiner lethargischen Phase die folgte. Aber eine Frage stellt sich mir: Warum müssen wissenschaftliche Texte so wissenschaftlich geschrieben sein?
Ich verstehe ja die Absicht dahinter: Man ist nicht umsonst Wissenschaftler, hat sich nicht umsonst durch etliche Studien und andere wissenschaftliche Texte gequält, man ist also verdammt eloquent. Und man möchte im Bunde der anderen Wissenschaftler nicht auffallen, indem man einen Mangel an eben dieser Eloquenz vorweist.
Eine Freundin hat es folgendermaßen ausgedrückt: Man fühlt sich geil. Um diese unübertreffliche Geilheit zu behalten, muss man so schreiben, dass der Pöbel einen weder versteht, noch widerlegen kann, weil sonst wär man nicht mehr so geil. Und dann schreibt man eben so, dass fast keiner die Chance hat diese Texte zu verstehen.
Aber widerspricht das nicht Konfuzius, der forderte: "Bildung soll für alle zugänglich sein"?
Wie denn, soll sich jemand selbstständig weiterbilden, der nicht die Chance hat solche Texte zu verstehen? Wie denn soll die Bildung für alle zugänglich sein, wenn sie zwar in der Praxis zugänglich ist, nicht aber in der Theorie? Bildung den Gebildeten?

Mein allerliebstes Beispiel kommt von Judith Butler, mit der ich die Ehre hatte mich Hausarbeitentechnisch zu befassen (danke auch).
Die hat verdientermaßen den Preis für schlechtestes Schreiben bekommen:

"The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power."
Auf Deutsch: Ganz so leicht, wie sich die Marxisten die Welt erklären, ist sie nicht.
(Quelle)

Ich plädiere für eine besser verständliche Wissenschaft und ein somit gewährtes angenehmeres StudierenSchrägstrichHausarbeitenschreiben. Darauf nen Toast. Und nen Tee!

10 Kommentare:

  1. Ich sehe das ganz wie deine Freundin. Und ich muss gestehen: Ich habe es mit dem Satz von Judith Butler versucht. Echt. Aber ich habe in der zweiten oder dritten Zeile festgestellt, dass ich Wörter auslasse und andere nur angucke, ohne sie zu lesen... Mein Beileid für das ausgiebige Auseinandersetzen mit dem Ungetüm. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke :D
      Im Nachhinein wars nicht sooo schlimm und hat mich bestimmt auch weitergebracht.... Aber in dem Moment hatte ich mehrere mittel bis schwere Butler-Krisen ;)

      Löschen
  2. Hi Ann Sophie,
    bin schon seit einiger Zeit stiller Leser. Mein Freund hat hier auch schonmal kommentiert (asmrblogdeutschland).
    Ich hab auch einen Blog und verlose grad 3 Waffeleisen und würde mich über ein paar Teilnehmer freuen, weil ich noch nicht so viele Leser habe :-3 Falls du Lust hast, schau doch mal vorbei :)
    LG
    Anne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Anne.

      Ich schaue immer gern bei den Leuten vorbei, die liebe Kommentare dalassen. Nur ein Waffeleisen benötige ich nicht mehr, aber ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinem Gewinnspiel.

      Liebe Grüße,
      Ann-Sophie

      Löschen
  3. Ich mag deinen Blog sehr und vor allem mit diesem Artikel gebe ich dir sehr recht! Aber: Den Satz mit den Marxisten habe ich schon einmal auf einer anderen Webseite gelesen http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article108993984/Wenn-Schafe-bloeken.html und jetzt fürchte ich, dass das mit anderen Sätzen auf deinem Blog, die ich sehr witzig, geistreich und unterhaltsam finde, auch so ist.cIch hoffe nicht, denn ich lese hier wie gesagt wirklich gerne und fände es schade, wenn du dich mit fremden Federn schmücken würdest.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Um Gottes Willen, nein. Ich wollte nicht so tun als waer das von mir. Du hast völlig recht, das stammt aus einem zeitungsartikel. Gut, dass du das anmerkst, ich hatte lediglich vergessen die quelle anzugeben und werde das sofort tun, wenn ich wieder an einem computer mit anstaendiger Tastatur Sitze. Danke für den hinweis. Liebe gruesse, Ann- sophie

      Löschen
    2. So, jetzt konnte ich die Quelle hinzufügen.
      Ich habe allerdings noch eine andere als du, nämlich folgende: http://www.welt.de/kultur/article109112736/Judith-Butler-ist-so-borniert-wie-Ulrike-Meinhof.html

      Gleicher Artikel, andere Überschrift und Daten...

      Was du zu den anderen Sätzen auf meinem Blog sagst ist zwar von der Denke her relativ naheliegend, ich finde es allerdings sehr schade, dass der erste Gedanke in die Richtung geht, dass dies kein Versehen war. Außerdem macht mich das ein bisschen traurig, wenn man wegen einer unabsichtlich versäumten Quellenangabe davon ausgeht, dass ich mich häufiger wissentlich "mit fremden Federn schmücken würde[...]", indem ich mir aus fremden Federn stammende Aussagen aneigne, sie als die Meinen ausgäbe, und dann erwägt das auf mein gesamtes Geschriebenes übertragen zu können.

      Liebe Grüße,
      Ann-Sophie

      Löschen
    3. Liebe Ann-Sophie, da hast du Recht - das ist wohl auch nicht ganz fair gewesen. Ich bin da durch die Uni vielleicht etwas paranoid geworden und hab dir vorschnell was unterstellt, das tut mir leid!

      Löschen
  4. Witzig das zu lesen... hatte mit einer Freundin eine ähnliche Diskussion, wobei ich auf deiner Seite war, sie aber auch meinte das gehört eben zur Wissenschaft dazu ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das stimmt wohl.... Leider.... Ich frag mich nur Warum?

      Löschen